Srebrenica


Montag, 11.07.2016

Vor genau 21 Jahren ereignete sich im ostbosnischen Srebrenica ein Massaker an 8372 unbewaffneten muslimischen Männern und Buben zwischen 13 und 78 Jahren. Hierbei handelt es sich jedoch vielmehr um eine symbolische Zahl, da immer noch Überreste geborgen werden. Ein weiterer Grund ist auch, dass manchmal ganze Familien ausgelöscht wurden und schlussendlich auch niemand überblieb, der Angehörige vermisst melden hätte können. Sind wir uns eigentlich dieser Bedeutung bewusst? Es ist niemand mehr da, der um dich trauern kann! Eine komplette Auslöschung. 

Srebrenica ist nur die Spitze eines Eisbergs von Tötungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen, die über die Kriegsjahre von 1992-95 im Bosnienkrieg geschahen und vor allem die bosniakische Bevölkerung trafen. Der 11.Juli 1995 wurde eine Art Sinnbild für die zahllosen Kriegsverbrechen. Dennoch handelte es sich bei vielen dieser Geschehnisse und besonders bei Srebrenica nicht bloß um Gräuel, die im Zuge der Kriegsgeschehnisse stattfanden. Vielmehr sind diese Gräuel Produkte einer faschistischen, rassistischen und chauvinistischen Ideologie, die bereits vor dem Krieg deutlich geäußert wurde, sie richtete sich vor allem gegen die Muslime am Balkan. 

Noch vor Kriegsbeginn sagte Radovan Karadžić im bosnischen Parlament: „Nemojte da mislite da nećete Bosnu i Hercegovinu odvesti u pakao, a MUSLIMANSKI narod možda u NESTANAK.“ – „Glaubt nicht, dass ihr Bosnien und Herzegowina nicht in die Hölle schicken werdet und das muslimische Volk womöglich in die Auslöschung“(14.Oktober 1991) Als Ratko Mladić dann auch Srebrenica aus den Händen der UN einnahm, kündigte er an: „Napokon došao trenutak da se, posle bune protiv dahija, Turcima osvetimo na ovom prostoru.“ – „Schließlich kam der Moment, dass wir uns nach dem Aufstand gegen die Dahije (abtrünnige Führer der türkischen Janitscharen, die in Beograd unabhängig vom Sultan regierten), an den TÜRKEN in dieser Gegend RÄCHEN.“ (11.Juli 1995) Wir wissen was als nächstes geschah.

Mit Worten fing es an und mit Genoziden endete es. Wir mahnen hiermit alle jene, die sich in letzter Zeit aggressiver Rhetorik bedienen, dass dies ein böses Ende nehmen wird. Sei es Trump oder Strache. Zum Schluss will dann keiner was gewusst haben. Wir sehen schon die Auswüchse solcher Nachrichten in England, wo täglich Menschen, die vermeintlich fremd aussehen, psychisch und physisch angegriffen werden. Oder die jüngsten Übergriffe auf Moscheen und Flüchtlingsheime in Österreich. Seien wir uns der Macht der Worte bewusst.

Nicht unerwähnt möchten wir lassen, dass wir nicht das gesamte serbische Volk vor den Pranger stellen wollen. Kriegsverbrecher wie Ratko Mladić, Radovan Karadžić oder Slobodan Milošević werden der Ehre des serbischen Volkes nicht gerecht. Sich gegen solche Tyrannen zu lehnen, bedeutet nicht, sein eigenes Volk verraten zu haben, sondern vielmehr es reingewaschen zu haben. 

Tappen wir nicht in die Falle uns gegenseitig Absurditäten an den Kopf zu schmeißen. Stattdessen lasst uns die Übeltäter beim Namen nennen und sie zur Rechenschaft ziehen. Denn nur wenn Gerechtigkeit waltet, kann auch Frieden ohne Spannungen herrschen.