Montag, 26.09.2016
Am 25. November 1943 fand die erste Sitzung des nationalen antifaschistischen Rates „ZAVNOBiH“ in der Stadt Mrkonjic Grad statt. ZAVNOBiH (übersetzt Nationaler Antifaschistischer Rat der Nationalen Befreiung von Bosnien und Herzegowina) war die stärkste antifaschistische Bewegung während des Zweiten Weltkrieges in Bosnien und Herzegowina. An diesem Tag wurde beschlossen, dass die Bevölkerung Bosnien und Herzegowinas „weder Serbisch noch Kroatisch noch Muslimisch (Bosniakisch), sondern Serbisch und Kroatisch und Muslimisch (Bosniakisch) ist“. Auch galt es eine brüderliche Gemeinschaft erneut zu bekräftigen, welche zwischen eben dieser Serben, Kroaten und Muslime die Gleichberechtigung aller gewährleistet.
Ein weiteres wichtiges Fundament für die Rechtsstaatlichkeit Bosnien und Herzegowinas stellt die Deklaration der Bürgerrechte bei der zweiten Sitzung ZAVNOBiH’s vom 30. Juni bis 2. Juli 1944 in Sanski Most dar. Einmal mehr wird in dieser Erklärung festgehalten, dass die Demokratische Volksregierung in Bosnien und Herzegowina die „volle Gleichberechtigung aller Serben, Kroaten und Muslime (Bosniakisch) in Bosnien und Herzegowina, welches ihre gemeinsame und unteilbare Heimat ist“, sicherzustellen hat. Diesen Grundsatz fand man später auch in der Verfassung wieder.
Darüber hinaus stehen die Bestimmungen dieser Erklärung im Einklang mit sowohl den damaligen, als auch den heutigen europäischen Normen zum Schutz der Freiheiten des Menschen und Bürgers. Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Vereinigungsfreiheit, Pressefreiheit, persönliche Sicherheit, Eigentumsrecht, Erwerbsrecht und die Gleichstellung von Frauen und Männern. All das schon zu Zeiten des zweiten Weltkriegs als diese Dinge nicht überall selbstverständlich waren.
Auch wenn es heute Uneinigkeit im Land darüber gibt, ob der 25. November angesichts ZAVNOBiH’s als Staatsfeiertag gefeiert werden soll oder ob die Entscheidungen dieses Rates anerkannt werden sollen, möchten wir das jetzt hier nicht zum Thema machen.
Wir wollen vielmehr hervorheben, dass die Bosnier sich ihren Lebensraum in den historisch und international anerkannten Grenzen Bosnien und Herzegowinas geschaffen haben. Über Jahrhunderte haben sie auf ihr natürliches Recht auf einen Staat und ein Territorium gebaut. Sie verstehen das gemeinsame Leben im gemeinsamen Staat als historisches Erbe und Notwendigkeit, bestätigt durch die mehrere Jahrhunderte lange Erfahrung ihrer Geschichte. Zudem erachten sie diese tausendjährige tiefseelische Erfahrung als Grundlage für den Erhalt des Gedanken eines gemeinschaftlichen Zusammenlebens auf dem heutigen bosnisch-herzegowinischen Gebiet. Denn nur so wird es für dieses Land möglich sein den hohen Ansprüchen ZAVNOBiH’s gerecht zu werden.
Man möge sich bloß vor Augen führen, auf welchem Stand wir faktisch nach den Beschlüssen ZAVNOBiH's waren. Wir lebten finanziell solide und zwischenmenschlich solidarisch in Toleranz, Verständnis für Nachbarschaft, Gutherzigkeit, Bescheidenheit, kultureller und intellektueller Bildung. Wir feierten große internationale Erfolge in den Bereichen Sport, Film, Musik und Kunst. Arbeitslosigkeit war eine Seltenheit, während sie heute zur Regel wurde.
Trotz alle dem machen einige Politiker ihre Nationalität zum Beruf, wobei ihr Ziel die Verbreitung von Hass und Angst ist. Um aus der verzwickten politischen und ökonomischen Lage herauszukommen, muss endlich im Interesse aller Bürger gehandelt werden. Wirtschaftliche Unabhängigkeit muss angestrebt werden um in weiterer Folge allen Bürgern die gleichen Chancen zu ermöglichen, denn nur so können wir eine attraktive Zukunft für unsere Jugend in Bosnien und Herzegowina aufbauen. Ein Land, indem der größte Erfolg nicht daraus besteht es zu verlassen.
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